Sargmaske einer Königin

Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst, München

Zu allen Zeiten haben die Frauen der königlichen Familie in Ägypten eine wichtige Rolle gespielt, als Königsmutter, als „Große Königliche Gemahlin“, als Regentin. Zu keiner anderen Zeit hatten sie jedoch eine so entscheidende politische Funktion inne wie im beginnenden Neuen Reich (ca. 1600 - 1500 v. Chr.). Ihre Söhne, Männer und Brüder waren im Ostdelta fernab der thebanischen Residenz in oft jahrelange Kämpfe gegen die Hyksos, die asiatischen Fremdherrscher verwickelt, und es waren die Frauen des Königshauses, die die tagespolitischen Geschäfte führten und für Stabilität im Inneren sorgten.

Die herausragende Stellung dieser Frauen am thebanischen Königshof kommt auch in deren gewaltigen, bis zu drei Meter hohen Sarkophagen zum Ausdruck, die ein Spezifikum dieser Zeit sind. Von einem solchen überlebensgroßen Sarg stammt die Maske der „Königstochter und Königsschwester Sat-Djehuti, Tochter der Königin Teti-scheri“. In der Goldauflage sind die Federn der Geierhaube erhalten, der traditionellen Kopfbedeckung königlicher Frauen; vor der Stirn ist die Uräusschlange zu ergänzen. Charakteristisch für den Neubeginn der Kunst in dieser Zeit sind die großen, wachen Augen mit ihrem durchdringenden Blick. In den vollen Formen der Wangen, dem schmalen Mund mit dem angedeuteten Lächeln und in dem ausgeprägten Kinn äußern sich porträthafte Züge der Sat-Djehuti.

Auch die Rückseite der Maske - die Innenseite des Sarges - zeigt einen außergewöhnlichen Befund. Eine 30-zeilige Inschrift liefert eines der bislang ältesten Zeugnisse für das ägyptische Totenbuch, datiert durch Namen und Titel der Besitzerin des Sarges. Die Individualität ihrer jenseitigen Existenz war damit auf doppelte Weise gesichert: durch die Porträthaftigkeit ihrer Sargmaske und die Nennung ihres Namens, Sat-Djehuti - „Tochter des (Gottes) Toth“.

Sylvia Schoske

Abbildung:

Sargmaske einer Königin, Theben, Ägypten, Zweite Zwischenzeit, 17. Dynastie, um 1570 v. Chr.
©Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst, München