Schlesische Gläser (Sammlung Zoedler), 17./ 19. Jahrhundert
Auktionshaus Schloss Ahlden
Mit Hilfe der Ernst- von –Siemens- Kulturstiftung ist dem Schlesischen Museum zu Görlitz ein besonderer Erwerb gelungen. Das Museum hat die Sammlung schlesischen Glases von Dietmar Zoedler übernommen. Über Jahrzehnte hat der hervorragender Kenner dieses Sammelgebietes seine kleine, exklusive Sammlung aufgebaut, aussagestarke Belege und repräsentative Einzelstücke zusammengetragen.
Schlesien und Böhmen lösten Ende des 17. Jahrhunderts Venedig als führendes Glaszentrum Europas ab. Dabei gab es lange Zeit eine Art Aufgabenteilung: Vielfalt und Masse des Angebots kamen aus Böhmen, während auf der schlesischen Seite des Riesengebirges, im Hirschberger Tal mit dem wichtigsten Standort Warmbrunn, die feinsten Arbeiten im Bereich der Gravur entstanden. Die Gläser aus der Sammlung Zoedler werden es dem Museum erlauben, die Entwicklung des schlesischen Glases in seiner Ausstellung nachzuzeichnen: von den durch wenige bedeutende Glasschneiderpersönlichkeiten geprägten Anfängen im späten 17. Jahrhundert über die „klassische“ Epoche im 18. bis hin zu der sich thematisch und technisch ausdifferenzierenden Produktion im 19. Jahrhundert.
Zwei der schönsten Stücke in der Sammlung sind die hier abgebildeten beiden Pokale mit Wappen und Landschaftsszenen aus der Werkstatt von Friedrich Winter. Winters Werkstatt für Schliff- und Gravurarbeiten, um 1690 mit Unterstützung der Grafen von Schaffgotsch in Hermsdorf am Rande des Hirschberger Tals errichtet, wirkte für Jahrzehnte stilbildend. Ihre besten Gläser sind im Hoch- und Tiefschnitt gearbeitet. Beim Hochschnitt wird aus der starken Wandung eines Glases der Dekor im Relief herausgearbeitet, in dem das umgebende Material Schicht für Schicht in Schliff und Gravur abgetragen wird. Beim Tiefschnitt wird der Dekor in die Oberfläche eingeschnitten. Nur einige wenige Beispiele dieser in einer äußerst aufwändigen Technik dekorierten Gläser haben sich erhalten.