Schlittschuhläufer in der Hauptstadt
Kupferstichkabinett, Berlin
Dem Berliner Kupferstichkabinett gelang es in einer Auktion das Pastell „Die Schlittschuhläufer“ von Adolph Menzel aus Privatbesitz zu erwerben. Dieses Pastellgemälde ist ein bislang nahezu unbekanntes und seit 1955 erstmals aufgetauchtes Meisterwerk, welches unmittelbar nach Menzels erster Frankreichreise entstand. Der Künstler, der in Paris die zweite Weltausstellung besuchte, wurde stark durch die dort präsentierte aktuelle Kunst geprägt.
Inspiriert durch das in Frankreich Gesehene, setzte Menzel erste impressionistische Elemente in den „Schlittschuhläufern“ um und diese lassen sich in der Unschärfe der Menschenmasse und des Nebels erkennen. Gleichzeitig nimmt die Arbeit eine Zwischenposition zwischen Zeichnung und Malerei ein und enthält dadurch bereits zahlreiche Aspekte der Moderne. Gezeigt ist eine Winterszene aus dem Berliner Tiergarten, in dem auf dem zugefrorenen See eine Menschenmenge schlittschuhläuft. Auf ironische Weise stellt Menzel einen flüchtigen Moment dar, in dem unterschiedliche Figuren teils selbstsicher teils verunsichert über das Eis gleiten.
Das Berliner Kupferstichkabinett konnte durch diesen Erwerb die bereits vorhandene Sammlung kleinerer Pastelle des Künstlers ergänzen. Das Museum beherbergt außerdem Menzels Skizzenbuch von 1855, welches die einzige Vorstudie zu den „Schlittschuhläufern“ enthält. Die Authentizität des Blattes ist dadurch gesichert und die Bildentstehung sowie die die Vervollständigung des Werkes ist im Kupferstichkabinett nachvollziehbar.
Abbildung: Adolph Menzel, Die Schlittschuhläufer, 1855, Kreide auf braunem Papier, 36,8 x 52,8 cm