Schreibschrank

Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin

Das aus einem kommodenartigen Unterteil mit drei Schüben und Schreibplatte und einem zweitürigen Schrankaufsatz bestehende Möbel verkörpert einen um 1730 in Holland und England verbreiteten Typus. Gegenüber diesen nordeuropäischen Motiven zeichnet es sich jedoch durch die vielfarbige Fassung aus.

Betont architektonisch gegliedert, bietet der Schrank in seinen bemalten FÜlungen gleichsam Ausblick auf arkadische Landschaften. Verbunden damit sind Darstellungen aus der antiken Mythologie mit Liebesmotiven. Im Giebelfeld des Aufsatzes thront Diana auf der Mondsichel, begleitet von geflügelten Genien. Auf den Türfeldern erscheinen link der Raub der Dejanira durch den Centauren Nessus und rechts Apoll und Daphne. Die schräge Außenwand der Schreibplatte zeigt den Triumph der Galathea, die Schubladenfronten tragen – wie die Schmalseiten des Schrankes – Landschaften- und Ruinenmotive.

Der Schrank repräsentiert die Qualität und den Einfallsreichtum römischer Innenraumkunst in der ersten Hälften des 18. Jahrhunderts. In deutschen Sammlungen sind solche reich bemalten italienischen Möbel höchst selten. Die Zuschreibung der Malerei an Sebastiano Conca und seine Werkstatt beruht auf der engen stilistischen Beziehung der Diana zu Concas Madonnendarstellungen; auch einige der Landschaften sind ihm persönlich zugeschrieben worden, andere Partien seinem Vetter Giovanni. Sebastiano Conca war vor allem in Rom und Neapel tätig und wirkte hier überwiegend als hochgeschätzter Freskant. Zu den zahlreichen Schülern seiner Privatakademie und Werkstatt im Palazzo Farnese, Rom, gehörte unter anderem Anton Raffael Mengs (1729-1779). 1980 widmetet Concas Geburtsstadt Gaeta seinem Schaffen eine große Ausstellung, in der dieser Schreibschrank einen vielbeachteten Akzent bildete.

Abbildung: © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum / Arne Psille
Schreibschrank
Rom, um 1730
Malereien von Sebastiano Conca (1680-1764)
Farbig gefasstes und bemaltes Holz
278 cm hoch und 162 breit
Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin