Sebastian Taig, Hl. Petrus vor Landschaft 1518

Stadtmuseum Nördlingen

Das in Öltempera auf Nadelholz (?) gemalte Tafelbild zeigt den hl. Petrus in ganzer Figur vor bergiger, bewaldeter Landschaft. Der Apostel trägt ein rot-blaues Gewand. Sein bärtiges Haupt mit Stirnglatze ist nimbiert. Mit beiden Händen präsentiert er sein Attribut, den Schlüssel.

Bei dem Gemälde handelt es sich um ein Fragment des so genannten „Geschlachtwanderaltars“ aus der Karmeliterkirche zu Nördlingen (Bayern), heute katholische Stadtpfarrkirche St. Salvator. Sebastian Taig (1508 bis 1553/74 in Nördlingen nachweisbar) schuf den Altar laut Signatur 1518. Das zweifach wandelbare Retabel stand bis zur Räumung der Kirche in napoleonischer Zeit auf dem Hochaltar der Kirche.

Trotz seiner Zerstörung sind wichtige Teile des Retabels erhalten. Skulpturen der Festtagsansicht werden heute in St. Salvator verwahrt. Vier großformatige auf Holz gemalte Szenen aus dem Marienleben wurden seit 1819 in der evangelischen Stadtpfarrkirche St. Georg präsentiert und kamen 1881 in das städtische Museum. Das „Hostienwunder“ der Schreinrückseite erhielt 1861 der Historische Verein Würzburg von einem Geistlichen als Geschenk; heute Dauerleihgabe an die katholische Stadtpfarrkirche St. Salvator (z. Zt. im Stadtmuseum Nördlingen). Zwei Bilder der Standflügel der Werktagsansicht –hl. Margarethe und Schutzmantelmadonna – gelangten über die Nördlinger Stadtbibliothek in die städtischen Sammlungen. Die Tafel mit den Geschlachtwandern wurde 1873 aus Würzburger Privatbesitz für das Bayerische Nationalmuseum München erworben.

Als verschollen galt bislang die vierte Tafel der Standflügel, nämlich diejenige mit dem hl. Petrus. Ihre Existenz ist jedoch im Vertrag von 1516 und in einer Beschreibung des Chronisten Johannes Müller belegt. Die Maße stimmen mit den drei in Nördlingen und München erhaltenen Tafeln von den Standflügeln einigermaßen überein, doch sind durch die Randbesäumung seitlich ca. 10 cm verloren gegangen. Außerdem zeigte die Petrustafel auf der Rückseite den auf Wolken knienden Johannes d. T., der das Pendant zur anbetenden Muttergottes auf der Versoseite der Margarethentafel bildete. Eine alte Nördlinger Provenienz bestätigen außerdem zwei um 1830 entstandene Federzeichnungen von Friedrich Wilhelm Doppelmayr im Stadtarchiv Nördlingen.

Die stark zeichnerische Manier, die bis in die Bildtiefe reichende detaillierte malerische Durchführung, die brillante Farbigkeit, der schematische Baumschlag, die unemotionale Gesamtstimmung, der gedrungene Figurentypus und die für den Künstler besonders charakteristischen knotig-fleischigen Finger machen die stilistische Einordnung in das Œuvre Taigs offensichtlich.

Dr. Christof Metzger

Abbildung:

Sebastian Taig, Hl. Petrus vor Landschaft 1518
© Stadtmuseum Nördlingen