Selbstbildnis von Wilhelm Busch von 1894 als neues Glanzstück ersteigert
Wilhelm Busch - Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover
Im Herbst 2020 konnte auf einer Versteigerung des Dorotheums in Wien eine kleine Federzeichnung von Wilhelm Busch aus dem Jahr 1894 für die Sammlung des Museums Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst ersteigert werden. Eine Zeichnung, deren Wert für das hannoversche Museum nicht hoch genug eingeschätzt werden kann: Es handelt sich um das vielleicht berühmteste, zumindest das am weitesten verbreitete Selbstporträt von Wilhelm Busch. Es ziert bis heute einen Briefkopf der Wilhelm-Busch-Gesellschaft, über lange Jahrzehnte – bis zur Namensänderung des Museums 2011 – war es ihr bestimmendes Signet.
Versuche im Vorfeld der Auktion, die Zeichnung für das Museum zu sichern, waren leider erfolgslos geblieben. Dem Museumsteam war bewusst, dass es sich auf der Auktion in einem Wettstreit mit entschlossenen Mitbietern aus dem Kreis von Busch-Sammlern befinden würde. Ohne eigene finanzielle Mittel zur Verfügung zu haben, war deshalb die Zusicherung der Ernst von Siemens Kunststiftung, sich zur Hälfte des Kaufpreises am Erwerb zu beteiligen, von entscheidender Bedeutung für die Teilnahme der Busch-Gesellschaft an der Versteigerung. In der Online Auktion musste sie dann an ihr Limit gehen: Die Freude, als der Zuschlag schließlich erteilt wurde, lässt sich kaum beschreiben. Der große Dank aber gilt der Ernst von Siemens-Kunststiftung sowie den privaten Förderern, die zusammen diesen Ankauf möglich gemacht haben!
Von den insgesamt 22 bekannten Selbstdarstellungen von Wilhelm Busch befinden sich nun 14 Werke in der Sammlung des Museums Wilhelm Busch: Frühe, in Bleistift gefertigte kleinformatige Bildnisse aus seiner Studentenzeit, Selbstkarikaturen und Selbstporträts des erfolgreichen Bildergeschichtenzeichners aus der Zeit um 1865 sowie bis in die 1890er Jahre hinein entstandene Ölbilder oder Ölskizzen, in denen Busch sich in historischem Kostüm oder in der Rolle eines Bettlers zeigt.
Die nun erworbene, in der letzten Phase des bildkünstlerischen Schaffens von Wilhelm Busch entstandene Zeichnung ergänzt diesen Bestand in herausragender Weise. Das Porträt von 1894 präsentiert sich nicht als Selbstbefragung sondern als eine bewusste Inszenierung, mit der Wilhelm Busch sein Selbstbild für die Öffentlichkeit manifestierte: Des eigenen Wertes gewahr, den Blick durchdringend auf den Betrachtenden gerichtet und zugleich erkennbar Distanz haltend.
Dr. Gisela Vetter-Liebenow
Abbildung:
Wilhelm Busch (1832-1908), Selbstbildnis mit Hut im Halbprofil nach rechts, rauchend, 1894, Feder in Sepia auf dünnem, holzhaltigem Papier mit glatter Oberflächenstruktur, 15,2 cm x 10,4 cm, Bez. u.r.: W.B. 94. / s.i.f, Wilhelm Busch - Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover. © Wilhelm-Busch-Gesellschaft e.V.