Sideboard (E.W. Godwin)
Neue Sammlung, München
Das ungewöhnliche Objekt wurde von dem Architekten und Designer Edward William Godwin konzipiert, der zu den bedeutendsten Entwerfern des 19. Jahrhunderts gehört. Mit seinen asiatisch beeinflussten und auch heute noch avantgardistisch anmutenden Entwürfen wurde er zum Wegbereiter des modernen Möbels in Europa. Seine außerordentliche Bedeutung wurde schon früh erkannt, so z.B. von dem Architekten Hermann Muthesius (1861-1927), und in der wissenschaftlichen Literatur stets besonders betont.
Das zwischen 1867 und 1869 entstandene Sideboard aus schwarz lackiertem Pinienholz mit Goldliniendekor und versilberten Beschlägen ist das früheste Beispiel aus einer von japanisch inspirierten Möbelentwürfen, die William Watt als Einzelstücke ausführte und 1877 in einem Katalog als „Art Furniture“ publizierte. Vermutlich stammt das Möbel aus Godwins eigenem Haus in London.
Durch die strenge Grundform, die bei den zeitgenössischen historischen Möbeln nicht zu findende Verbindung von Einfachheit und ästhetischer Raffinesse und durch den Verzicht auf jeglichen plastischen Schmuck, auf Schnitzereien und Applikationen stellt das Sideboard Godwins eine einzigartige Inkunabel in der Geschichte des modernen Möbels darf.
Florian Hufnagl
Abbildung: © Neue Sammlung, Staatliches Museum für angewandte Kunst, München / Foto: Bavarikon, 2025
Edward William Godwin (1833-1886)
Sideboard, 1867/69
Pinienholz, schwarz lackiert, aufgemalte Goldornamente, versilberte Beschläge
171cm hoch x 153 cm breit x 48 cm tief
Neue Sammlung, Staatliches Museum für angewandte Kunst, München