Sol LeWitt, Modular Wall Structure, 1967
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
Die nordamerikanische Kunst nach 1945 ist in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf mit einer herausragenden Werkgruppe vertreten. Number 32, 1950 von Jackson Pollock, Wager von Robert Rauschenberg oder Arbeiten von Künstlern wie Jasper Johns, Ellsworth Kelly, Sol LeWitt, Agnes Martin, Robert Morris, Ad Reinhardt, Frank Stella, Cy Twombly, Andy Warhol und anderen bilden den Kern dieses Sammlungsbereiches. Während im ersten Jahrzehnt nach Gründung der Kunstsammlung 1962 die Ankaufsstrategie auf Gemälde ausgerichtet war, wurden seit den 1990er Jahren Arbeiten von Carl Andre, Donald Judd, Sol LeWitt, James Turrell und andere wichtige Installationen hinzugewonnen. Mit der Installation Modular Wall Structure von Sol LeWitt ist erneut eine bedeutende Arbeit des amerikanischen Künstlers zum Bestand hinzugefügt worden. Der Erwerb bedeutet im internationalen Vergleich eine Stärkung der Stellung des Museum, dessen Exzellenz in der Präsentation von Einzelwerken und von Werkkonvoluten einzelner Künstler besteht.
Modular Wall Structure gehört zu den herausragenden Werken innerhalb der Sammlung Dorothee und Konrad Fischer, die von der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen erworben wurde. Sie geht auf den legendären Galeristen Konrad Fischer zurück, der im Oktober 1967 seine Galerie am Rand der Düsseldorfer Altstadt öffnete. Er richtete seinen Blick auf die aktuelle Kunst, die heute als Minimal und Concept Art sowie Arte Povera bezeichnet wird. Fischer hatte die innovative Sprengkraft dieser Bewegungen erkannt, deren Künstler in Absage zum abstrakten Expressionismus und unter Verzicht auf die künstlerische Handschrift einen offenen Werkbegriff propagierten und sich auf Idee und Konzept konzentrierten.
Sol LeWitt gilt als ein Pionier der Konzeptkunst. In den Mittelpunkt seiner Tätigkeit stellt er einfache geometrische oder stereometrische Primärformen, die zu Serien geordnet werden. Die frühe stereometrische Wandarbeit Modular Wall Structure aus weiß gespritztem Aluminium ist ein charakteristisches Beispiel für diese Herangehensweise. Da das Wesentliche der künstlerischen Arbeit die ihr zugrundeliegende Idee, ihr Planungskonzept, ist, kommt der materiellen Realisation sekundäre Bedeutung zu.
In dem programmatischen Essay vom Juni 1967 formulierte LeWitt unter dem Titel „Paragraphs on Conceptual Art“ die Trennung von Konzept und Ausführung wie folgt: „Wenn ein Künstler eine konzeptuelle Form von Kunst benutzt, heißt das, daß alle Pläne und Entscheidungen im Voraus erledigt werden und die Ausführung eine rein mechanische Angelegenheit ist. ... Sie [diese Art von Kunst] ist normalerweise unabhängig von der handwerklichen Geschicklichkeit des Künstlers. ... Wie das Kunstwerk aussieht, ist nicht allzu wichtig. ... Egal welche Form es letztlich haben wird, es muß mit einer Idee anfangen.“ Die Arbeit Modular Wall Structure entstand nach diesem Grundsatz. LeWitt entwickelte die Idee im Jahr 1967 und authentifizierte die Realisierung durch ein Zertifikat. Die Ausführung der Arbeit erfolgte im Jahr 2005.
Anette Kruszynski