Stehender Chinese, 18. Jh.
Grassi Museum für Angewandte Kunst, Leipzig
Die erst kürzlich auf einer Auktion erworbene Figur eines Chinesen spiegelt das Thema der im Chinoiserie-Raum des GRASSI Museums für Angewandte Kunst Leipzig präsentierten, gemalten Tapete auf das Beste wieder: die Begeisterung der Europäer für Asien im 18. Jahrhundert. In dieser Zeit war es à la mode, Innenräume mit chinesischen und japanischen Objekten auszustatten. Ersatzweise half man sich gerne mit in Europa gefertigten Kunstwerken in chinoiser Manier aus – Porzellane, Fayencen, Möbel oder auch Skulpturen im sogenannten chinesischen, indianischen, exotischen oder japanischen Stil waren höchst begehrt. Neben der prachtvollen Bemalung mit großen Päonienblüten bzw. vegetabilen Ranken und der Ausstattung mit glänzenden Glasaugen wird die Figur des schmunzelnden Chinesen dadurch charakterisiert, dass der Kopf beweglich ist und einst – bei entsprechender Berührung – nickende Bewegungen verrichten konnte. Einstmals gehörten vergleichbare Nickfiguren beispielsweise zu der originalen Ausstattung des „Chinesischen Hauses“ der Schlossanlage Oranienbaum.
Dr. Thomas Rudi
Abbildung:
Stehender Chinese
Zirbelkiefer, polychrome Lackfassung, Vergoldung, Glas
H. 100,5 cm
© Grassi Museum für Angewandte Kunst, Leipzig