Stuhl und Schach aus dem Bauhaus
Die Neue Sammlung, München
Die Weimarer Bauhausschule bildete zahlreiche sehr erfolgreiche Gestalter aus; darunter auch den Designer und Architekten Marcel Breuer und den Bildhauer Josef Hartwig, die sich beide in den 1920er-Jahren dem Bauhaus anschlossen. Die Münchner Neue Sammlungen erwarb mithilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung zwei bedeutende Objekte dieser Künstler, die nun die bereits umfangreiche Münchner Bauhaus-Sammlung ergänzen.
Obwohl Marcel Breuer hauptsächlich für seine Stahlrohrmöbel berühmt ist, begann er seine Designerkarriere mit massiven Holzmöbeln, wobei er von der niederländischen De Stijl-Gruppe beeinflusst wurde. Auch sein Lattenstuhl, welchen er zwischen 1922 und 1924 entwarf und stetig perfektionierte, gehört zu dieser frühen Schaffensphase Breuers. Ausgangspunkt für seinen Entwurf war das Problem des bequemen Sitzens, vereinigt mit einfachster Konstruktion. Ebenso legte er Wert auf elastische Sitz- und Rückenlehnen, wobei er absichtlich auf voluminöse und teure Polster verzichtete.
Zur gleichen Zeit begann Josef Hartwig mit seiner Arbeit an einem Schachspiel, bei dem er vor allem die Spielfiguren neuinterpretierte. Als Hartwig 1924 das von ihm entworfene Sachspiel der Öffentlichkeit präsentierte, stellte die Gestaltung der Figuren einen radikalen Bruch mit traditionellen Spielsteinen dar. Er entwickelte die Figuren nach streng mathematischen und funktionalen Prinzipien, welche die unterschiedliche Gangart der Steine versinnbildlichen sollte.
Während von Breuers Stuhl nur wenige Exemplare handwerklich hergestellt wurden, erlang Hartwigs Schachspiel Serienreife und wurde über die Bauhaus GmbH produziert und vertrieben. Beide Objekte spiegeln die ästhetische Revolution wieder, die durch die Bauhausschule propagiert wurde.
Abbildungen: Marcel Breuer - Armlehnstuhl, 1923/24
Josef Hartwig - Sachspiel, 1923/24