Tafelaufsatz „Warwick-Vase"
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Schloss Glienicke
Johann George Hossauer gilt als der führende Berliner Goldschmied der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach Lehrjahren in Paris gründet er 1819 auf Anraten Friedrich Wilhelms III. eine Werkstatt in Berlin. 1826 ernennt ihn der König zum Goldschmied Sr. Majestät des Königs und auch des Prinzen Carl von Preußen. Fortan erhält er vom preußischen Hof fast alle bedeutenden Aufträge, die bis zum Ende seiner Geschäftsaufgabe 1859 vergeben wurden.
1827 bekommt er anläßlich der Hochzeit des Prinzen Carl mit Marie von Sachsen-Weimar seinen ersten großen höfischen Auftrag für ein Tafelservice. Wie aus Hossauers Tagebüchern hervorgeht, beginnt er im gleichen Jahr mit der Arbeit an einem Tafelaufsatz nach der berühmten und viel kopierten Warwick-Vase, der vermutlich als nachträgliches Hochzeitsgeschenk später die Mitte des Services krönte. Im Januar 1828 wird die Vase fertiggestellt. Offenbar auf Wunsch des Prinzen entwirft Friedrich Schinkel - dieser liefert Hossauer zahlreiche Entwürfe für seine Werke - zusätzlich ein prächtiges Plateau mit vier vollplastischen Panthern, das April 1828 vollendet wird. Im September dieses Jahres wird der Tafelaufsatz auf der Akademie-Ausstellung in Berlin präsentiert.
Das antike Vorbild der verkleinerten Silberausführung, eine Große Marmorvase aus dem frühen 1. Jahrhundert n. Chr. (heute: Burrell Collection, Glasgow, wurde 1771 in den Ruinen der kaiserlichen Hadrians-Villa bei Tivoli von dem englischen Maler Gavin Hamilton gefunden. Der britische Gesandte in Neapel, Lord William Hamilton, kaufte die Vase und stellte sie in seinem Schloß Warwick Castle in England auf, wo Schinkel sie 1826 sah. Die erstmalige Veröffentlichung dreier Stiche der Vase durch Giovanni Battista Piranesi 1774 trug sehr zu ihrer Bekanntheit bei. Schinkel bildete in den seit 1821 erschienenen Vorbilder(n) für Fabrikanten und Handwerkern zwei Ansichten des Originals ab.
Dieses, zu den künstlerischen Hauptwerken Hossauers und Schinkels zählende höfische Prunkwerk wird in Schloß Glienicke, seinem ursprünglichen Standort, gezeigt, wo sich der Tafelaufsatz bis 1939 befand.
Melitta Jonas
Abbildung: Tafelaufsatz „Warwick-Vase" Entwurf (Plateau): Karl Friedrich Schinkel (1781 - 1841), Ausführung: Johann George Hossauer (1794 - 1874) Berlin, 1828, Silber, getrieben, gegossen, ziseliert; H. 60 cm Dm. (Plateau) 40 cm, © Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Schloss Glienicke