Teile des Marienaltars aus dem Kloster Salem

Badisches Landesmuseum, Karlsruhe

Am 22. Juli 1507 verpflichtete sich Bernhard Strigel vertraglich, innerhalb eines Jahres für die neue Marienkapelle des Zisterzienserstiftes Salem, entsprechend einer vorliegenden Visierung (Entwurf), ein Altarwerk zu liefern. Die Ausführung des geschnitzten Mittelschreins musste er als Maler allerdings einer anderen Memminger Werkstatt überlassen.

Bei dem Neubau des Klosters Salem im Jahre 1697 wurde die Marienkapelle abgerissen. Über den damaligen Verbleib des Altars ist nichts bekannt. Im Zuge der Säkularisation fielen die Besitzungen als Entschädigung an das Badische Haus. Im Jahr 1840 schenkten die Markgrafen Wilhelm und Maximilian ihrem Bruder, Großherzog Leopold, u. a. diese Altartafeln aus Salem, die er zur Ausschmückung eines Saales in Schloss Eberstein verwendete. Um Vorder- und Rückseite als getrennte Bilder verwenden zu können, wurden die Altarflügel gespalten. Darüber hinaus beschnitt man die Gemälde vor allem im oberen Bereich, um sie in eine Vertäfelung einzupassen. Bei der Restaurierung des Schlosses nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Vertäfelung entfernt. Die Strigel-Tafeln erhielten neue obere Ecken sowie neue Rahmen und kamen mit der Predella nach Salem.

Das Mittelteil des Altars - der Schrein mit dem Marientod - war 1881 aus großherzoglich-badischem Besitz der „Altertümersammlung“ in Karlsruhe, dem Vorläufer des Badischen Landesmuseums, geschenkt worden. Der Neuerwerb der Altarflügel und Predella eröffnete so die Möglichkeit, die verstreuten Teile eines der großartigsten Altäre der Dürerzeit wieder zusammenzuführen. Bernhard Strigel zählt zu den führenden Künstlern seiner Zeit. Rund zehn Jahre älter als Albrecht Dürer - in der Komposition seiner Bilder bald von dessen Graphik beeinflusst -, übertraf Strigel ihn jedoch in der intensiven Leuchtkraft seiner Farben. Ungewöhnlich aber auch in seinem Œuvre ist die nächtliche Darstellung der Geburt Christi: Alles Licht geht von dem Kind aus, alle Farben scheinen sich erst beim Auftreffen des Lichtes zu entfalten. Nur wenige niederländische Maler haben derartige Nacht-Szenen versucht, ehe Meister der Barockzeit auf diese Weise virtuose Effekte erzielten.

Brigitte Herrbach-Schmidt

 

Abbildungen: Badisches Landesmuseum / ©Thomas Goldschmidt

Bernhard Strigel und Werkstatt
Teile des Marienaltars aus dem Kloster Salem
Flügelinnenseiten: Geburt Christi und Anbetung der Könige
Flügelaußenseiten: Verkündigung / Heimsuchung
Predella: Grabtragung Mariens (Memminen, 1507/08)
Altarflügel und Predella: Temperafarbe auf Nadelholz
193,6cm hoch und 69,5cm breit (Flügel)
Badisches Landesmuseum Karlsruhe