Thailändische Tempelbilder, spätes 18./ frühes 19. Jahrhundert
Staatliches Museum für Völkerkunde München
Traditionell mit wässrigen Malmitteln auf hauchdünne Gewebe gemalt ist es wenig verwunderlich, dass diese Art der Tempelbilder im Klima Thailands selten erhalten ist. Ein Übriges tut hierzu der rituelle Wechsel von Hängung und traditionell gerollter Aufbewahrung, der Schadensprozesse beschleunigt.
Die drei bisher bearbeiteten Bilder bargen sehr unterschiedliche und diskussionswürdige Herausforderungen. Die übergeordnete Frage stellte sich bei der Retusche des ersten bearbeiteten Bildes (Inv.-Nr. 14-70-155). Sind die Tempelbilder als Kunstwerke zu behandeln, die zur Kontemplation über das Leben Buddhas einladen möchten, deren Harmonie und Ruhe in der Darstellung also die oberste Intention ist? Oder sind sie als ethnologische Objekte anzusehen, deren Gebrauchsspuren zu erhalten sind? Die Retusche mit Pigmenten, gebunden mit einer Methylcellulose wurde als Punktretusche ausgeführt. Das die Harmonie der Bildkomposition störende optische Hervortreten heller Fehlstellen wurde so gedämpft, gleichzeitig bleiben Gebrauchsspuren bei genauerem Hinsehen erkennbar.
Das zweite bearbeitete Tempelbild (Inv.-Nr. 14-70-158) war das am stärksten beschädigte des Bilderkonvoluts. Insbesondere die Einzelfadenverklebung an Rissen und Löchern gestaltete sich schwierig, denn das Gewebe war vielerorts derart degeneriert, dass es bei minimalster Berührung mit der feuchten Pinselspitze in Faserpartikel zerfiel.
Am dritten bearbeiteten Bild (Inv.-Nr. 14-70-160) lag die Herausforderung in der Konsolidierung der Bildschicht. Diese war in Partikel einer Größe von unter einem Quadratmillimeter zerbrochen. Die Partikel ragten – an Gewebefasern haftend – bis zu einem Zentimeter von der Bildoberfläche empor. Den Hauptbestandteil der Festigung mit Methylcellulose bildete die Wiedereinbringung der Partikel an ihrer ursprünglichen Position.
Dipl. Restauratorin Univ. Jitka Kyrian
Abbildung:
Thailändische Tempelbilder, spätes 18./ frühes 19. Jahrhundert. Wässrige Bildschichten auf dünnem Gewebe.
© Staatliches Museum für Völkerkunde München