Unerreichter Meister der Miniatur kehrt mit zwei Werken in seine Heimatstadt zurück
Stadtmuseum Tübingen
Ein Gentleman in blauem Mantel mit goldenem, grünem Kragen und gepudertem Haar sowie ein Offizier in scharlachrotem Mantel mit grünen Besätzen und ebenfalls gepudertem Haar gehören zu den hervorragend erhaltenen Miniaturen Mayers und repräsentieren Höhepunkte in seinem Schaffen. Jeremias Mayer, aufgewachsen in Tübingen, kam als 15-Jähriger nach London und begann dort eine beachtliche künstlerische Laufbahn: Er war Student in der Shipleys Academy und nahm Unterricht bei Joshua Reynolds, dem einflussreichsten englischen Maler des 18. Jahrhunderts. Dieser bestimmte Mayers Malstil nachhaltig. Schon früh spezialisierte sich Mayer auf die Miniaturmalerei, womit er rasch große Bekanntheit erlangte und zum Hofmaler avancierte. Über 20 Jahre lang erhielt er regelmäßig Aufträge von Mitgliedern der Königsfamilie wie King George III. und Queen Charlotte. Zur weiteren Kundschaft gehörten der britische Adel, Staatsmänner, Geistliche, Wissenschaftler, Handelsleute sowie Privatpersonen, sodass Mayers Oeuvre derzeit auf nahezu 4.000 Miniaturen geschätzt wird. Zunächst fertigte Mayer Miniaturen aus Email, differenzierter und ausdrucksstärker sind die Porträts auf Elfenbein; eine Technik, die der Künstler weiterentwickelte. Ab Mitte der 1760er Jahre löste er die Punktier- und die einfachen parallelen Schraffen durch Schraffen über Kreuz ab, wodurch er noch detailliertere Ergebnisse erzielen und zügiger arbeiten konnte. Diese Technik entwickelte er zu äußerster Präzision. Für die Herstellung seiner Aquarellfarben benutzte er organische Pigmente, die wenig lichtbeständig sind. Typisch für Mayer sind die monochromen Hintergründe. Als er 1789 bei London starb, galt er in seinem Genre als unerreicht. Seine Werke befinden sich heute im Besitz der englischen Königsfamilie auf Windsor Castle, dem British Museum, dem Asholean Museum Oxford, im Kunst Museum Winterthur, in der Sammlung Tansey Celle sowie in zahlreichen Privatsammlungen, darunter auch einige in Deutschland. Im Rahmen einer Sonderausstellung arbeitet das Stadtmuseum das Leben und Werk Mayers auf.
Abbildungen:
1 Jeremias Meyer, Gentleman mit blauem Mantel, um 1775, Aquarell auf Elfenbein, Höhe 42 mm © Stadtmuseum Tübingen
1 Jeremias Meyer, Offizier mit rotem Mantel, um 1765, Aquarell auf Elfenbein, Höhe 39 mm © Stadtmuseum Tübingen