Uta-Codex, um 1020 und Evangeliar aus Niederaltaich, 1496

Bayerische Staatsbibliothek, München

Mittelalterliche Evangelienbücher mit ihrer Heilsbotschaft wurden in der Liturgie durch Weihrauch und den priesterlichen Kuss besonders verehrt, bei Prozessionen mitgeführt und bei Konzilien auf einem Thron aufgestellt. Daher wurden Evangelienbücher seit der Spätantike mit wertvollen Einbänden versehen oder sie wurden in kostbaren Kästen aufbewahrt, die die Heiligkeit der Texte sichtbar machten.

Diese Kunstwerke mit ihren goldenen und silbernen Treibarbeiten und Dekoren, den Edelsteinen, Gemmen und Perlen, den Emails und wertvollen Textilien wurden über die Jahrhunderte jedoch auch umgearbeitet, beschädigt und verschmutzt. Es war daher das Ziel der konservatorischen Maßnahmen, die vielteiligen Dekorelemente an dem Einband bzw. Buchkasten von zwei Evangelienbüchern auf ihre Stabilität zu prüfen sowie Staub- und Schmutzpartikel von den Oberflächen zu entfernen, damit die Farbigkeit der Materialien und die Vielfalt der verwendeten Goldschmiedetechniken wieder unbeeinträchtigt sichtbar werden.

An dem Buchkasten des Uta-Codex aus dem 11. Jahrhundert, der im Auftrag der Äbtissin Uta von Niedermünster in Regensburg für ein Evangelistar angefertigt und im 12./13. Jahrhundert umgearbeitet wurde, ist das rechte Horn des Stiers, das Symbol des Evangelisten Lukas, fixiert worden, das nach einer früheren Maßnahme wieder instabil geworden war.

Beim Einband des Evangeliars aus Niederaltaich, einer Goldschmiedearbeit aus dem späten 15. Jahrhundert, waren die Nimben von Maria und Johannes von Beginn an nur sehr locker an den Köpfen befestigt, was bereits zu deutlich sichtbaren Verlusten an der blauen Emailschicht geführt hat. Die beiden Nimben wurden fixiert, um weitere Verluste des Emails zu verhindern.

Bei beiden Goldschmiedeeinbänden ist der Zustand aller Dekorelemente wie etwa die Fassungen der Edelsteine und Perlen sowie die extrem empfindlichen Emails überprüft worden. Aufliegende Staub- und Schmutzpartikel sind von der Oberfläche abgenommen worden.
Die aufwendigen Restaurierungen wurden von der auf Kunstkammerstücke spezialisierten Diplomrestauratorin Sabine Schwab im Institut für Buch- und Handschriftenrestaurierung (IBR) der Bayerischen Staatsbibliothek gemäß der dort erstellten Restaurierungskonzeption durchgeführt.

Dr. Irmhild Schäfer

Abbildungen:
1. Evangeliar aus Niederaltaich, 1496
Goldschmiedearbeit
31,5 cm x 24 cm x 9,2 cm
(Signatur: Clm 9476)
Detail: Emaillierter Nimbus der hl. Maria

2. Buchkasten des Uta-Codex, um 1020
Goldschmiedearbeit
44,3 cm x 32, 5 cm x 8,9 cm

Insgesamt wurde die Restaurierung von 5 Objekten gefördert.