Vier Paramente, 14. Jahrhundert
Städtisches Museum, Braunschweig
Das Städtische Museum Braunschweig besitzt vier wertvolle mittelalterliche Textilien, die wichtige Zeugnisse der hochgotischen Textilkunst und der religiösen Vergangenheit dieser Stadt und der Region sind. Wie vergleichbare Textilien belegen, wurden diese Bildteppiche seit dem 13. Jahrhundert in den Nonnenklöstern von der Elbe bis zum Nordharz, von der Weser bis Halberstadt hergestellt. Aus Anlass des 500. Reformationsjubiläums 2017 sollen diese Bildteppiche unter Berücksichtigung heutiger Ausstellungsstandards in einer neuen Präsentation gezeigt werden. Um dies zu ermöglichen muss eine notwendige Konservierung erfolgen, um Originales zu erhalten und den fragilen Bestand zu sichern. Zudem soll die Lesbarkeit der Bildfelder und ihr gesamtheitliches Erscheinungsbild zurückgewonnen werden. Denn die Fäden sind oft durch chemische Langzeitreaktionen mit den Färbemitteln zerstört oder brüchig geworden. Zahlreiche Fäden sind locker oder haben sich abgelöst, so dass sie nicht mehr dem ursprünglichen Verlauf der Konturen folgen. Die aus den 1970er Jahre stammenden Trägertableaus sind aus schadstoffhaltigen Materialien, die für eine Langzeitarchivierung ungeeignet sind. Im Februar 2016 erfolgte eine Untersuchung durch Fachrestauratoren, die im Dialog mit dem Museum ein Konzept entwickelten. Dieses sollte nicht nur die notwendigen konservatorischen Maßnahmen und den Erhalt der originalen Substanz berücksichtigen, sondern darüber hinaus alternative Schritte aufzeigen, um den Gesamteindruck der Objekte zu verbessern. Die Restaurierungswerkstatt Beier, Freund und Kühler in Köln hat inzwischen einen Teppich restauriert ins Museum zurückgebracht. Es handelt sich dabei um ein Leinengewebe des 14. Jahrhunderts aus der Jodoci-Kapelle in Braunschweig mit farbiger Wollstickerei im Klosterstich, das die Herzog Ernst-Sage erzählt (Inventar-Nummer 11/1/143). Die vorgenommene Restaurierung lässt durch die Festigung der losen Fäden nun wieder die Darstellungen deutlich erkennen. In Arbeit in Köln befinden sich inzwischen die beiden Bildteppiche mit Seidenstickerei auf Leinenstoff, ebenfalls aus dem 14. Jahrhundert und aus der Jodoci-Kapelle. Es handelt sich um eine Darstellung des Marienlebens (Inventar-Nummer 11/1/173) und der Sage der Heiligen Margaretha (11/1/174). Die kirchliche Herkunft des kleineren mittelalterlichen Margarethenbehangs (11/1/89), der nun ebenfalls in Köln restauriert werden kann, ist nicht bekannt. Er befindet sich seit 1870 im Besitz des Museums, die anderen drei Bildteppiche seit 1872.
Dr. Evelin Haase / Wolfgang Koebbel