Vom Prunkstück auf der Fürstentafel zum Glanzlicht der Sammlung: Ein Tafelaufsatz aus der Ansbacher Porzellanmanufaktur bereichert die Keramiksammlung der Residenz Ansbach

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, Residenz Ansbach

Der mehrteilige Tafelaufsatz stand ursprünglich im Zentrum einer barocken Speisetafel und bildete deren Höhepunkt. Es ist durchaus möglich, dass das so genannte Surtout de table aus dem Besitz des Markgrafen Alexander selbst stammt. Für Fürstenhäuser typisch statteten auch die Ansbacher Markgrafen ihre Schlösser vorzugsweise mit Porzellanen aus ihrer eigenen Manufaktur aus. Zudem fanden derart aufwendig gefertigte Tafelaufsätze ausschließlich im höfischen Kontext Verwendung.

Das Surtout ist das herausragende Beispiel der Blütezeit der Ansbacher Porzellanmanufaktur: Unter der Leitung Johann Friedrich Kändlers, einem Cousin des berühmten Meißener Porzellanmodelleurs Johann Joachim Kändler, erreichte die Ansbacher Manufaktur ab 1762 ihren künstlerischen Höhepunkt. Sie entwickelte ein weites Sortiment an Porzellanen höchster Qualität, erfand das berühmte „Ansbacher Muster“ und beschäftigte erstklassige Künstler wie die Porzellanmaler Johann Melchior Schöllhammer und Johann Stenglein. Ein Preiskurant der Ansbacher Manufaktur von 1767 führt Tafelaufsätze wie den nun erworbenen auf. Im Jahr 1806 beschreibt das Schlossinventar ein entsprechendes „Plat de menage“. Für dieses anspruchsvolle Stück kommen die besten Künstler der Manufaktur als Urheber in Frage: J.F. Kaendler und G. L. Bartholomae als Modelleure, J. M. Schöllhammer als Maler.

Von derart aufwändigen Tafelaufsätzen wurden wohl nur wenige in der Ansbacher Manufaktur gefertigt. Das nun erworbene 23-teilige Surtout samt Fruchtkorb und Gefäßen für Gewürze scheint das einzige vollständig erhaltene Exemplar zu sein. Es wird künftig in der Ansbacher Residenz ausgestellt. Die dort beheimatete Sammlung Ansbacher Porzellane und Fayencen der Bayerischen Schlösserverwaltung bildet mit ihren etwa 600 Objekten die Geschichte der Ansbacher Manufaktur in ihrer fast vollständigen Bandbreite ab. Mit dem Ankauf des Surtouts gelang es, ein herausragendes Einzelstück der Manufaktur zu erwerben und damit den Sammlungsbestand zu vervollständigen.

Dr. Cordula Mauß, Dr. Friederike Ulrichs

 

Tafelaufsatz, Manufaktur Ansbach-Bruckberg, um 1765,
Ansbacher Porzellan, staffiert mit polychromen Malereien sowie monochromen Camaieu-Malereien, reiche Goldstaffierung
Maße H. 50 cm, L. 50 cm, Br. 35 cm
Inv. Nr. AnsRes.K1341

Provenienz: vor 1866 Erwerb durch Baron Jean-Henri Hottinguer (1803–1866); bis 2003 Verbleib in der Familie Hottinguer; 2003 Versteigerung bei Christie’s, Paris; 2023 erworben bei der Galerie Neuse, Bremen.

 

Abbildungen: Gesamtansicht und Detailaufnahmen des Tafelaufsatzes aus der Ansbacher Manufaktur, um 1765, Porzellan, staffiert, 50 x 35 x 50 cm, Foto: © Bayerische Schlösserverwaltung/M. Scherf, V. Freudling, München.