Vormünzliche Zahlungsmittel aus Indonesien und Nordthailand
Staatliche Münzsammlung, München
Ein wesentlicher – und besonders vielseitiger – Bereich der Geldgeschichte sind die vormünzlichen Zahlungsmittel vor der Einführung des Münzgeldes. Die Nutzung solcher Geldformen gab es (und gibt es z.T. noch) auf allen Kontinenten, wobei die Entwicklung zu modernen Geldformen zu unterschiedlichen Zeiten erfolgte. Die Erscheinungsformen vormünzlicher Geldformen sind äußerst vielfältig. Manche Phänomene lassen sich dabei völlig unabhängig voneinander in ganz unterschiedlichen Regionen und zu unterschiedlichen Epochen beobachten, wie etwa das Werkzeuggeld. Mit der Sammlung Günter Kuhn bestand nun der Glücksfall, den Bestand der Staatlichen Münzsammlung durch eine gezielte Auswahl systematisch und ganz wesentlich zu erweitern und damit nun in diesem Themengebiet mit einem Ankauf einen für die weltweite Entwicklung repräsentativen Sammlungsbestand zu gewinnen. Dies wäre durch Einzelankäufe im Handel nicht mehr möglich, da vieles von diesem Material nur zu bestimmten Zeiten und dann sehr begrenzt auf den Markt kam und der Markt in jüngerer Zeit durch Fälschungen belastet wurde. Diese Sammlung wurde bereits vom Vater des Sammlers begonnen und von beiden über viele Jahrzehnte lang ausgebaut. Sie ist universal mit Material aus allen fünf Kontinenten angelegt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Afrika, Asien und Ozeanien, die eine deutlich größere Vielfalt an vormünzlichen Geldformen aufweisen als Europa und Amerika. Alle Objekte, die unter diesem Begriff zusammengefasst werden, stellten für ihre Eigentümer einen besonderen Wert dar. Dieser Wert wurde (wie immer bei Geld!) entscheidend von der Seltenheit und damit der Schwierigkeit, ein solches Objekt zu beschaffen, bestimmt. Es kann sich dabei um Gegenstände handeln, wie sie in der Natur vorkommen (wie Muschelschalen oder Tierzähne), die einen hohen praktischen Wert haben oder in ihren Vorformen einmal hatten (Werkzeuge und die Weiterentwicklungen davon), die einen hohen Metallwert verkörpern. Oft wurden diese Objekte, ihrem hohen Wert entsprechend, aufwendig bearbeitet, wobei die darin steckende Arbeitszeit den Wert erhöhte oder erst entscheidend ausmachte. Eindeutig als Kunstwerke anzusprechen sind etwa textile Geldformen aus Afrika (Raphiamatte, Kongo) und viele Arbeiten aus Metall, wie die hier im Photo gezeigten Stücke. Vormünzliche Zahlungsmittel eignen sich sehr gut dafür, gerade auch jüngeren Menschen das Thema Geld und das Wesen des Geldes nahezubringen und anhand dieser Objekte bestimmte Charakteristika des Phänomens »Geld« zu vermitteln. Auch hierzu wird der Bestand der Sammlung Kuhn wertvolle Dienste leisten.
Dr. Dietrich Klose
Abbildungen: »Pferdekopfmamuli«, Gold 8,8 Karat Westliches Sumba, Indonesien
Kesselgong (»Kyee-Zee«) der Karen, Nordthailand / Nordburma 29,5 cm 43 cm