Wandbehang zum Thema Mutterschaft und Frauenrechte der Künstlerin Sella Hasse, 1920/1925
Stadtgeschichtliches Museum der Hansestadt Wismar
Sella Hasse (1878-1963) ist vor allem als Malerin und Grafikerin bekannt. Sie wirkte in Berlin, Hamburg und Wismar. Im Jahr 1896 begann sie, privaten Zeichenunterricht bei Walter Leistikow und Franz Skarbina und später bei Lovis Corinth zu nehmen. Ab 1902 war sie Schülerin von Käthe Kollwitz an der Zeichen- und Malschule des Vereins der Berliner Künstlerinnen. Ihr Stil ist maßgeblich von Kollwitz mitgeprägt, mit der sie eine langjährige Freundschaft verband. Zunächst als Pressezeichnerin tätig beschäftigte sich die Künstlerin mit sozialkritischen Themen, die sie in unterschiedlichen druckgraphischen Techniken verarbeitete.
Zum künstlerischen Nachlass, der sich seit 1963 im Stadtgeschichtlichen Museum der Hansestadt Wismar befindet, gehört ein zwischen 1920 und 1926 entstandener Wandteppich. Er besteht zum Teil aus Seide und befindet sich heute in einem sehr fragilen konservatorischen Zustand. Das Motiv ist aus vielfältigen geometrischen Formen wie Rechtecken, Quadraten und Trapezen zusammengesetzt. In dem Behang drückt sich ihre Neigung zur zeitgenössischen Kunst aus. Durch ihre Arbeiten positionierte sie sich – stellvertretend für die Frauen ihrer Generationen – als meinungsbildend. Sie nähert sich damit aktuellen politischen Debatten, wie dem 1919 eingeführten Frauenwahlrecht und trägt damit einen Teil zur Sichtbarmachtung der Frau in der Öffentlichkeit bei.
Abbildungen:
1 Susanne Buch, Dipl. Textildesign/Textilrestaurierung VdR, Foto: Susanne Buch, Warnemünde-Diedrichshagen
2 Sella Hasse, Wandbehang, 1920/1925, Seide, divers, Foto: Christoph Meyer, Wismar
»Die Ernst von Siemens Kunststiftung fördert die Restaurierung eines außergewöhnlichen Wandbehangs der Künstlerin Sella Hasse. Damit kann erstmalig nach 100 Jahren das Objekt einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Sella Hasse widmete sich in dieser vielschichtigen Applikationsarbeit dem Thema Mutterschaft und Frauenrecht. Das SCHABBELL | Stadtgeschichtliches Museum der Hansestadt Wismar dankt herzlich für die schnelle und unkomplizierte Hilfe in dieser, für den Kulturbetrieb sehr schwierigen Zeit.«
Corinna Schubert, Museumsleiterin
Ein Projekt der Corona-Förderlinie für Selbständige in Museen und Sammlungen