Weiber von Weinsberg kehren an Ursprungsort zurück
Weibertreu-Museum, Weinsberg
Das Gemälde »De vrouwen van Weinsberg« des Niederländers Gerrit Claesz Bleker (* um 1592 in Haarlem, † 1656 ebenda), der in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zur Haarlemer Malerszene gehörte, stellt die Geschichte der treuen Weiber von Weinsberg dar. Der Legende nach gewährte König Konrad III. nach der Eroberung der Burg Weinsberg im Dezember 1140 den Frauen freien Abzug. Er gab ihnen außerdem das Versprechen, dass sie alles mitnehmen dürften, was sie auf ihren Schultern tragen könnten. Die Frauen trugen daraufhin ihre Männer, denen der Tod drohte, auf dem Rücken aus der Burg und retteten ihnen somit das Leben.
Rechts im Vordergrund des Gemäldes ist eines dieser Paare erkennbar, weitere Paare tauchen schemenhaft in einiger Entfernung auf. Links am Rand, im Dunkeln liegend, sind die Silhouetten zweier bedrohlich wirkender Ritter auszumachen. Im Gegensatz dazu fällt auf den fast mittig angeordneten König Konrad III., der in voller Rüstung auf seinem Pferd sitzt, ein helles Licht. Er blickt auf die Frauen und deutet mit seiner linken Hand zu ihnen. Zwischen den Rittern und König Konrad scheint ein erleuchteter Weg die Frauen nach links zu führen. Durch den scharfen Kontrast zwischen hell und dunkel gibt Bleker dem Gemälde viel Tiefe. Sehr weit im Hintergrund sind auf einer Anhöhe Stadt und Burg Weinsberg skizziert, davor liegt im Tal das Zeltlager des Königs. Der graue, wolkenverhangene Himmel nimmt mehr als die Hälfte des Gemäldes ein, was für die holländische Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts charakteristisch war.
Bleker stellt nur König Konrad und die Frau, die ihren Mann auf dem Rücken trägt, detailliert dar. Er reduziert die Geschichte der treuen Weiber von Weinsberg also auf diese wenigen Personen. Auch das große Heer von König Konrad wird lediglich durch Lanzen angedeutet. Die Begegnung Konrads mit den »treuen Weibern« vollzieht sich in Blekers Gemälde weit weg von der Stadt Weinsberg und der Burg.
Stephanie Schopf
Abbildung: Gerrit Claesz Bleker, Weiber von Weinsberg, 1624, Öl auf Holz, 84 cm x 99 cm x 10 cm