Weltweit größte Sammlung von welfischen Kippermünzen wird digitalisiert
Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
Manchmal trifft es zu, dass man reicher ist, wenn von etwas viel da ist. Im Falle des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin, dem eine der größten numismatischen Sammlungen der Welt zu eigen ist, trifft dies noch ein bisschen mehr zu, seit man die mit Abstand größte Sammlung an Kippermünzen aus dem Nachlass des 2020 verstorbenen Dr. Dr. Ernst-Henri Balan erwerben konnte. Die 2.051 Münzen stellten für sich bereits die größte Spezialsammlung ihrer Art dar und wurden nun zu der nächstbedeutenden Sammlung des Münzkabinetts mit 650 Stück addiert. Das Münzkabinett ist also jetzt noch reicher an Kippermünzen, was auch die Bedeutung der Sammlung insgesamt vergrößert.
Für die Kippermünzen selbst traf dies gerade nicht zu. Sie zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass es im 17. Jahrhundert viel zu viele von ihnen gab. Reicher ist dadurch niemand geworden – im Gegenteil. Es führte zur Verelendung breiter Bevölkerungsschichten während der ersten großen Hochinflation in Deutschland, der Kipper- und Wipperzeit. Was vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges bereits begonnen hatte, steigerte sich ab dem Ausbruch der gewaltsamen Auseinandersetzungen zu einer rasenden Geldentwertung. Fast alle Fürsten ließen immer mehr Münzen mit immer geringerem Edelmetallgehalt prägen. Friedrich Ulrich (reg. 1613-1634), Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel bzw. nominell Herzog von Braunschweig-Lüneburg, war der ‚produktivste‘ unter ihnen. In vermutlich mehr als 50 Prägestätten des Kipper-Münzherren wurde Geldstück um Geldstück hergestellt, oftmals sogar ohne das Wissen des schwachen Fürsten.
Und doch sind es gerade diese Münzen und gerade ihre Anzahl, die das Münzkabinett jetzt bereichert haben. Durch die Corona-Förderlinie können nun alle gut 2.700 Kippermünzen wissenschaftlich umfassend und digital erfasst werden, was in Zukunft auch unser Wissen über die Kippermünzen vermehren wird: durch einen öffentlichen digitalen Zugang zur Sammlung über den } Interaktiven Katalog des Münzkabinetts und hoffentlich auch mit weiteren Forschungen zur Kipperzeit.
Abbildungen:
1 12 Kreuzer-Stück, 1621 aus geringhaltigem Silber mit Darstellung des Wilden Manns, geprägt unter Friedrich Ulrich, Herzog von Braunschweig-Lüneburg. © Münzkabinett-SMB, Foto: Johannes Peter
2 Christian Stoess, Kurator für mittelalterliche und neuzeitliche Münzen am Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin. © Münzkabinett-SMB, Foto: Bernhard Weisser
»Dem Münzkabinett der Staatlichen Museen ist es gelungen, die bedeutendste Spezialsammlung an Kippermünzen zu erwerben. Der Kunsthistoriker Johannes Peter wird diese nun fotografisch dokumentieren, digital unter Einbindung von Normdaten erfassen und im Internet-Katalog des Münzkabinetts veröffentlichen. Die Beschäftigung dieses ausgewiesenen Experten für neuzeitliche Numismatik ist dank der Corona-Förderlinie möglich.«
Christian Stoess, Kurator für mittelalterliche und neuzeitliche Münzen am Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin
Ein Projekt der Corona-Förderlinie für Selbständige in Museen und Sammlungen