Werkstatt von Jean Barraband II, Die Audienz beim Kaiser von China, um 1720

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Schloss Charlottenburg

Der Bildteppich ist das Hauptstück einer in der Berliner Werkstatt des Jean Barraband II. gewebten Folge, die wahrscheinlich sechs Teppiche umfasste. Einen Teppich aus dieser Folge, die „Teetrinker“, der die gleiche aufwändige Bordüre aufweist, besaß die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten bereits.

Die „Audienz beim Kaiser von China“ dokumentiert den hohen Rang der Berliner Teppichwirkerei. Allerdings sind sowohl die Handwerkstradition als auch die Motive dieser Teppichserie direkte Importe aus dem damals künstlerisch führenden Frankreich. Der aus Aubusson stammende Hugenotte Jean Barraband II. (1677 - 1725) – dort arbeitete seine Familie schon lange in der Königlichen Teppichmanufaktur – leitete seit 1714 eine Manufaktur in Berlin. Für den Bildteppich „Die Audienz beim Kaiser von China“ übernahm er seitenverkehrt das Motiv eines Teppichs aus der Manufacture des Gobelins in Beauvais. Die dort von drei verschiedenen Künstlern entworfene tenture chinoise umfasste ursprünglich wohl zehn Stücke. Die dargestellte Szene wird in Brandenburg-Preußen, das gerade zum Königtum aufgestiegen war und sich besonders am absolutistischen Frankreich orientierte, wegen ihrer Mischung aus exotischen Motiven und der Schilderung einer Audienz bei einem Kaiser auf großes Interesse gestoßen sein. Durch Stufen erhöht sitzt der mongolische Kaiser in einer phantasievoll ausgeschmückten Baldachin-Zeltarchitektur. Er wendet sich einer ankommenden, prächtig gekleideten Dame zu, die in einer von zwei Mohren gezogene Kalesche sitzt. Gleichzeitig wird ihm ehrerbietig von vier knienden Besuchern ein Schriftstück vorgetragen. Die üppig arrangierten Stillleben mit chinesischem Porzellan, Teppichen, Früchten sowie die Pflanzen, der Elefant und ein Pfau zeugen von der zeittypischen Liebe für Exotica, die zunehmend durch Importe und Darstellungen auf Stichen bekannt wurden.

Franziska Windt

Abbildung: