Willi Baumeister, Skizze zu Figurenbild (Der Maler), 1923
Saarlandmuseum Saarbrücken
Willi Baumeister (1889-1955) gilt international als einer der anerkanntesten deutschen Künstler der Moderne. Zeitlebens verband ihn eine enge Freundschaft mit Oskar Schlemmer, einem der wichtigsten Protagonisten des Bauhauses. Bereits seit Anfang der 1920er Jahre – in der von Nationalismen und Revanchismus geprägten Nachkriegszeit – gelang es Baumeister als einem der wenigen Kulturschaffenden aus Deutschland, Anerkennung in Pariser Künstlerkreisen zu finden. Seine Freundschaften etwa mit Le Corbusier oder Fernand Léger und seine Mitgliedschaften in französischen Künstlergruppen wie „Abstraction-Création“ oder „Cercle et Carré“ spielten eine maßgebliche Rolle für die Verbreitung der Ideen des Bauhauses in Frankreich wie in ganz Europa. Nach dem Zweiten Weltkrieg wusste Baumeister wie kein anderer Künstler Brücken zu den Avantgarden der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts zu schlagen. Damit trug er wesentlich zum kulturellen Neubeginn und zur Anerkennung der abstrakten Kunst bei.
Bislang besaß die Moderne Galerie fast ausschließlich Arbeiten aus dem reiferen, informellen Schaffen Baumeisters. „Skizze zu Figurenbild (Der Maler)“ gehört hingegen zur Gruppe der frühen „Mauerbilder“ ab 1919. Hier ist die abstrahierende Wiedergabe einer menschlichen Figur mit einem konstruktivistischen Bildbau verschränkt. Das Werk zeugt von Baumeisters Suche nach einer metaphysischen Welt der Urbilder, nach leitbildhaften Grundbegriffen von Mensch, Raum und Kosmos, nach einer Welt, in der Klarheit, Maß und Gesetz herrschen. Baumeister nutzt nur wenige subtil abgestufte Farben, die er durch eine Sandbeimischung auf raffinierte Weise haptisch belebt. Ziel ist es, mit diesen reliefartigen Komponenten und der geometrischen Stringenz der gesamten Bildkonstruktion die Fläche der Wand als Begrenzung des Raumes intensiv erfahrbar zu machen. Das Bild repräsentiert das Ideal eines „anthropozentrischen Konstruktivismus“, das auch Oskar Schlemmer in jenen Jahren intensiv auslotete. Zu dessen Werk „Blaue Frauengruppe“ (1931), das seit 1957 zu den Höhepunkten der Modernen Galerie zählt, bildet Baumeisters Bild nunmehr ein ideales Pendant.
Dr. Kathrin Elvers-Svamberk
Abbildung:
Öl, Sand auf Leinwand, 65 x 46,5 cm, sign. a. d. Rückseite: W. Baumeister Skizze, beschriftet a. d. Rückseite: Skizze zu Figurenbild (Der Maler)
© Willi Baumeister Stiftung