Zeichnung des Barberinischen Fauns (Rovello)

Staatliche Graphische Sammlung München

Über den signierenden Künstler Mathaeus Rovello, wohl Italiener, ist nichts bekannt. Jedoch verrät sein zeichnerischer Duktus und die Gesamtauffassung eine geübte Hand, Offensichtlich bereitete die Zeichnung eine Wiedergabe der Statue als Kupferstich oder Radierung vor, wie dies an den angegebenen Hintergrundrändern recht und links sowie an der überschnittenen Basis am unteren Rand erkennbar ist. Zu solch einer Stichversion kam es vermutlich nicht; eine Druckgraphik nach diesem Vorbild ist bisher unbekannt.

Die Bedeutung der Zeichnung liegt in der bildlichen Dokumentation des Zustands der berühmten Statue im 18. Jahrhundert. Der Faun, um 1624/1628 an der Engelsburg gefunden, wird zum ersten Mal 1642 in Tetius‘ Stichwerk Aedes Barberinae als eine auf dem Rücken liegende Figur abgebildet. 1679 richten, wie aus Archivquellen hervorgeht, die Bildhauer G. Giorgetti und L. Ottone die Statue auf und fügen ihr den rückwärtigen Marmorsockel hinzu. Die schon bei der Auffindung fehlenden Körperteile (rechtes Bein und linker Arm) ergänzen sie in Gips. Diesen Zustand der Statue dokumentiert die Zeichnung von Rovello.

Der Faun stand damals im Palazzo Barberini und war offensichtlich nur für wenige Auserwählte zugänglich. Nur so erklärt es sich, dass aus dem 17. Und 18. Jahrhundert bisher lediglich zwei Originalzeichnungen der berühmten Figur bekannt sind. 1799 wir d der Faun an den Bildhauer V. Pacetti verkauft, der ihn erneut restauriert und dabei die Bewegung des rechten Beines stark verändert. 1813 erwirbt König Ludwig I. von Bayern die Statue und lässt von B. Thorvaldsen die Darstellung von Pflanzen am Marmorsockel teilweise aufarbeiten.

Aufgrund dieser späteren Veränderungen erhält Rovellos Zeichnung von 1782 für die Überlieferungsgeschichte des Barberinischen Fauns – eines der Hauptwerke der Glyptothek – ihre zusätzliche Bedeutung.

Raimund Wünsche

Abbildung: Staatliche Graphische Sammlung München, 2025

Mathaeus Rovello
Zeichnung des Barberinischen Fauns
1782
Schwarzer Stift / teilweise weiß gehöht / grünlich-beige getöntes Papier
18,5 x 27,8cm
Beschriftet: FAUNUS ERBRIUS IN AEDIBUS BARNERINIS / Mathaeus Rovello delineatus 1782
Staatliche Graphische Sammlung München