Zwei spätgotische katalanische Gemälde, 1450/60
Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
Nur wenige große deutsche Museen, nämlich die Staatsgemäldesammlung in München, die Gemäldegalerie SMPK in Berlin und die Gemäldegalerie Alter Meister in Dresden besitzen namhafte Kollektionen spanischer Bilder. Das Aachener Suermondt-Ludwig-Museum gesellt sich hier als viertes (und in NRW als einziges) Kunsthaus hinzu, verfügt es doch über einen für deutsche Museumssammlungen ungewöhnlich umfangreichen und großteils qualitätvollen Bestand an spanischen Gemälden (nach Kriegsverlusten immerhin noch 16 Stück). Dieser Tatsache soll mit dem gegenständlichen Restaurierungsprojekt Rechnung getragen werden, denn die spanischen Werke in Aachen befinden sich im durchwegs optisch unansehnlichen und deshalb nicht präsentablen, teils auch in konservatorisch bedenklichem Zustand.
Die Bedeutung der „Spaniersammlung“ liegt nicht nur allein in der bemerkenswerten künstlerischen Qualität der Stücke, sondern auch in der Zeitspanne, aus der die Gemälde stammen (15.-17. Jhdt.) und in den Provenienzen. Neben der schillernden Gestalt des Sammlers Oberst Schepeler (1780 – 1849), der unmittelbar nach Beendigung der Kriegshandlungen mit Frankreich im Zeitraum von 1815-1823 mit dem Ankauf von Bildern in Spanien begann, finden sich Gemälde-Zuwendungen von für die Aachener Museumsgeschichte wichtigen generösen Gönnern, wie van Houtem, Beissel, Bock und Suermondt.
Ziel des Vorhabens ist es, die zwei gegenständlichen katalanischen Gemälde durch restauratorische und konservatorische Maßnahmen wieder „galeriefähig“ zu machen. Beide Kunstwerke befanden sich aufgrund ihres lamentablen Zustandes bis 2012 im Depot.
Für die Ausführung der Arbeiten am stark zerstörten Holzträger von GK 84a und der Behandlung der Malschicht beider Gemälde konnte die Stichting Restauratie Atelier Limburg (SRAL) in Maastricht, einer Filiale der Universiteit Amsterdam, und eines der renommiertesten europäischen akademischen Ausbildungsinstitute überhaupt, gewonnen werden. Seit 2012 nahmen Studentinnen der SRAL innerhalb des Lehrbetriebes und unter Anleitung von internationalen Spezialisten konservatorische und restauratorische Eingriffe an den beiden Tafeln vor. Die strukturellen Maßnahmen, die die Ergänzung von Holzfehlstellen, die Re-applizierung der teilweise abgelösten Leinwandkaschierung und die Stabilisierung durch Anbringen von Querleisten umfassten sowie die Abnahme der alten Retuschen waren 2016 abgeschlossen. Die Finanzierung wurde dabei durch Mittel aus dem Museumsbudget „Unterhalt der Sammlung“ getragen, für die umfangreichen Schlussretuschen fehlte bislang das Geld.
Michael Rief
Abbildungen:
1 Anonymer katalanischer Meister, Johannes Ev. segnet den Giftbecher, um 1450-1460, Tempera auf Kiefer, 104 x 51 cm, Vor der Restaurierung
2 Zustand nach der Reinigung und Firnisabnahme
3 Anonymer katalanischer Meister, Salome präsentiert Herodes und Herodias das abgeschlagene Haupt Johannes d. T., um 1450-1460, Tempera auf Kiefer, 102,5 x 53 cm, Zustand vor der Restaurierung
© Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen